Erste Schritte mit Michael Domas
am 25. Oktober 2023
Michael Domas eröffnet unser Telefongespräch mit einem seiner Gedichte!
Den Verächtern des Leibes
(Es ist mehr Vernunft in deinem Leibe als in deiner besten Weisheit – Friedrich Nietzsche)
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Poesie ist oft verfänglich,
wenn der Dichter nicht zu bänglich.
(Freilich müssen auch die Scheuen
ihr Verhalten nicht bereuen.)
Anyway, kommt es zum Akte
(schön ist das für gänzlich Nackte),
wird sich was im Fleische zeigen
und die Verse übersteigen.
Tuen wird der Leib das Ich statt
es zu reimen. Was es nicht hat,
das Gedicht, der Leib wird’s sagen
und in neue Verse tragen.
So bin ich aufs Schönste eingestimmt auf unseren gemeinsamen Spaziergang zu der Veranstaltung „Die Kunst über die Liebe“, die am
4. November im Alten Baumwolllager erlebt werden kann.
Michael Domas schreibt selbst Texte, vor allem Gedichte.
Sprache ist das Medium seiner Wahl, um sich mit der Welt auseinanderzusetzen und Gedanken eine künstlerische Form zu geben, das heißt, etwas neben die Wirklichkeit treten zu lassen.
Die sprachliche Gestaltung ist zugleich Vertiefung und Verarbeitung eines Themas oder einer Idee. Durch die Bindung an Vers und Reim entsteht etwas Neues, etwas Ästhetisches, das leichter macht, das Leben auszuhalten.
An diesem trüben, regnerischen Herbsttag reden wir über die Liebe – 2die Wahl des Themas hätte nicht passender sein können!
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Erste Schritte – „Die Kunst über die Liebe“ – was war die Motivation zu diesem Projekt?
Die Liebe trifft Menschen mit großer Wucht. Liebe ist, wie ich es mit meinem Gedicht sage, der Schnittpunkt zwischen Körper und Seele.
Die Liebe ist eine eigene Sprache, die entdeckt und verstanden wird, indem man liebt. Nichts berührt Menschen so stark wie die Liebe.
Und der Hass! Aber es ist eben angenehmer, über die Liebe zu schreiben, selbst über das Liebesunglück, deshalb wird kein Thema so viel besungen und bedichtet. „Herz“ und „Schmerz“ reimt sich auch heute noch – und auch heute suchen Menschen besonders häufig nach Liebesgedichten – in Zeiten des Internets lässt sich das leicht nachprüfen anhand der Klicks und Likes.
Lyrik wirkt durch die Form über das Bezeichnete hinaus, es ist etwas darin wie in der Musik, bei der man auch über ihr Eigentliches nicht sprechen kann.
Hier nun, beim Auftritt bei EngelsArt, kommen auch Lieder noch hinzu. Wir sind dabei ein harmonischer Dreiklang, befreundet seit unserer Jugend in Trier. Christine Reles und Jules Thesen treten gemeinsam auf als das Duo „Christine und Jules“. Mit Klavier und Gitarre begleiten sie sich zu ihren Liedern, die von den großen und kleinen Begebenheiten des Lebens erzählen. Neben den selbst komponierten von Christine Reles gibt es auch Coversongs unter anderem von André Heller, Hannes Wader, Jacques Prévert und vor allem Georges Moustaki. Mit ihrer Musik laden sie ein, Stimmungen nachzuspüren, einen Augenblick zu genießen und sich an Kunst zu erfreuen.
2. Gab es von Anfang an eine genaue Vorstellung von dem Programm?
Wir haben uns getroffen und zusammengetragen, was wir an Gedichten und Liedern in unserem Repertoire haben. Aus diesem Fundus entstand das Grundgerüst für erste Wohnzimmerkonzerte vor Freunden und Bekannten – das waren unsere ersten Schritte. Einmal unterwegs, ergaben sich viele neue Ideen – wir alle drei sind schöpferische Menschen und so entstanden immer weiter Songs und Texte, die das Programm am Samstag in Engelskirchen bereichern werden. Wir überraschen uns sozusagen selbst mit dem, was wir, einmal angestoßen, auf die Bühne bringen.
3. Was war das größte Vergnügen auf dem gemeinsamen Weg?
Jules hat eine Melodie geschrieben, in die ein Gedicht von mir hineinpasste. Das hat mich ganz außerordentlich gefreut – und es ist auch bei dem Publikum besonders gut angekommen.
4. Publikum – ein gutes Stichwort! Kunst braucht Publikum – mit welcher Absicht tretet ihr auf?
Ganz grundsätzlich hoffe ich natürlich, möglichst viele Menschen zu gewinnen für die Schönheit des gesprochenen und gesungenen Wortes. In Köln präsentiere ich im „Heimathirschen“ ein Programm unter dem Titel „poetry trifft Poesie“. Poetry Slam, also das gesprochene, gestaltete Wort, lockt Heerscharen von jungen Menschen an, von denen es ja oft heißt, sie seien geradezu analphabetisch oder doch illiterat. Wenn sie sich begeistern für Sprachkunst – warum dann nicht dort auch ansetzen und die Schreibkunst ins Spiel bringen? Ich antworte dort in Resonanz auf die Slammer mit Gedichten. So begegnen sich spoken und written word.
„Die Kunst über die Liebe“, so heißt unser Programm in Engelskirchen. Wir wollen die Kunst feiern, die Kunst, die über die Liebe spricht und die über sie hinausgeht. Wir hoffen, dass das Publikum unsere Begeisterung und unseren Spaß teilt!
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5. Was war besonders prägend während der Arbeit an dem Projekt?
Wie sich unser Repertoire gegenseitig ergänzt und ineinandergegriffen hat, und in wie schöne Kunst jetzt meine Gedichte eingebettet sind.
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6. Und wie geht es weiter?
Alles liegt in unseren Händen! Wir werden weiter auftreten – und vor allem aber weiter Lyrik und Musik machen!
Ich bedanke mich herzlich für das Gespräch
Katja Gerlach
Und hier findet man noch mehr über Michael Domas, Christine Reles und Jules Thesen: